Sparen zulasten der Studierenden und der Mitarbeitenden der FHNW geht in die nächste Runde

Verband Fachhochschuldozierende Nordwestschweiz fh-ch-nw besorgt um Qualität der Bachelor- und Masterausbildung

Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) startete 2006 mit einem unterdotierten Budget, das sich auf dem Stand der 2003 plafonierten Trägerbeiträge bewegte. Die Fachhochschule hat mit diesem engen finanziellen Korsett in den letzten 5 Jahren durch ihre Mitarbeitenden viel erreicht: In den Jahren 2006 bis 2010 wurden die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge erfolgreich etabliert, die Fusion der Fachhochschule über 4 Kantone bewältigt und die Drittmittel in angewandter Forschung & Entwicklung um 83% gesteigert. Gleichzeitig wurde eine Steigerung der Anzahl Studierenden um 41% erfolgreich umgesetzt, um die dringend gesuchten Fachkräfte (u.a. Ingenieurinnen und Ingenieure, Lehrer und Lehrerinnen) auszubilden.

Die Kantone haben im Zeitraum von 2006 bis 2010 die Finanzierung um 18% gesteigert. In den Leistungsvereinbarungen der Fachhochschule Nordwestschweiz wurde aber das Mehrfache an zusätzlichen Aufgaben gefordert (und auch umgesetzt), als durch die Kantone gegenfinanziert wurde. Die politisch geforderte Effizienzsteigerung lässt sich nicht mehr leisten: während 41% mehr Studierende als vor 5 Jahren an der FHNW studieren, sind nur 16% mehr Dozierende (Vollzeitäquivalente) angestellt!

Wird nun die Fachhochschule Opfer ihres eigenen Erfolges?

Die Zeit der rekordverdächtigen Leistungen der FHNW ist vorbei, wenn die Leistungsaufträge der FHNW nicht gegenfinanziert werden. Die Leittragenden dieser Effizienzsteigerung sind die Studierenden in immer grösser werdenden Klassen und die Dozierenden, die zunehmend an ihrer Leistungsgrenze arbeiten, wie die im Sommer 2011 durchgeführte Mitarbeitendenumfrage belegt. Die Dozierenden sind sich ihrer Verantwortung bewusst, jedoch kann durch ihre Mehrbelastung die „Qualität der Lehre“ nicht mehr sichergestellt werden.

Die Dozierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden sind nicht mehr bereit, in der kommenden 3. Leistungsauftragsperiode 2012 – 2014 der FHNW weiterhin zusätzliche Arbeit zu leisten. Es geht nicht an, dass von den Dozierenden längerfristig erwartet wird, auf Kosten der Gesundheit das geplante Budgetdefizit im Namen von Effizienzsteigerung zu kompensieren. Hier tragen die Kantone Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden der FHNW.

Die vielgepriesene „Exzellenz“ der FHNW, darf nicht sparpolitisch leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Die Finanzierung der FHNW braucht einen stabilen finanziellen Rahmen über mehrere Leistungsperioden, damit die qualifizierten und gefragten Mitarbeitenden ihre Aufgabe im geforderten Leistungsauftrag mit Motivation und Engagement erfüllen können. Es ist ein Affront für die ganze FHNW und die geldgebenden Kantone, dass einer von vier Kantonen, d.h. 43 Landräte die beantragten finanziellen Mittel für die Jahre 2012 – 2014 zurückweisen. Dies führt notwendig zu Qualitätsverlust (grössere Klassen, weniger Betreuung) oder zu einem Numerus Clausus für die Studierenden.

Wir fordern deshalb den Landrat Basel-Landschaft dazu auf, seinen Entscheid zu überdenken und der FHNW ein „moderates“ Wachstum zuzugestehen. Nachhaltige Investitionen in die Bildung der jungen Erwachsenen sind notwendig. Wir brauchen gut ausgebildete Jugendliche im Allgemeinen, und zurzeit im Besonderen dringlich mehr Ingenieurinnen und Ingenieure, Lehrer und Lehrerinnen!