Herausforderungen und zusätzliche Aufgaben der FHNW

Die Fachhochschulen in der Schweiz stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen und zusätzlichen Aufgaben, die ihre finanziellen und organisatorischen Ressourcen erheblich beanspruchen. Im Zeitungsartikel von Werner Inderbitzin1 werden für die Züricher Hochschule exemplarisch für viele andere Fachhochschulen die zusätzlichen Aufwände genannt, die durch Globalbudget der Hochschule nicht ausreichend gegenfinanziert sind.

Herausforderungen im Überblick:

  1. Steigende Kosten pro Studierendem
    Nach Jahren sinkender Pro-Kopf-Kosten aufgrund wachsender Studierendenzahlen zeigt sich nun eine Wende: Die strukturellen Kosten steigen, insbesondere für Aufgaben, die nicht direkt mit Lehre und Forschung verbunden sind.
    Zusätzlich sind in den letzten 3-4 Jahren durch die demographische Abnahme von potentiellen Studierendenzahlen die Kosten pro Studierenden gestiegen.
  2. Wachsende Anforderungen durch Gesetzgebung (HFKG: Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetz)
    Mit der Gründung der Fachhochschulen Ende der 1990er Jahre wurden umfangreiche Anforderungen eingeführt, wie etwa ein differenziertes Rechnungswesen, langfristige Finanzplanungen, strategische Entwicklungspläne und Reporting an den Bund (z.B. SBFI, BFS, …). Diese führen zu zusätzlichen Administrationsaufwand bei allen Personalkategorien.
  3. Höhere Anforderungen an Qualitätssicherung
    Gemäss dem Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) müssen alle Hochschulen akkreditiert werden. Dies erfordert interne Qualitätsmanagementsysteme, externe Prüfungen und die Umsetzung entsprechender Auflagen – ein zusätzlicher Personal- und Zeitaufwand.
  4. Kosten für Werbung und Marketing
    Die Finanzierung nach Studierendenzahlen motiviert Hochschulen, kostspielige Werbekampagnen durchzuführen, um potenzielle Studierende anzuziehen.
  5. Koordination zwischen Hochschultypen
    swissuniversities organisiert zahlreiche Konferenzen und Arbeitsgruppen zur Harmonisierung und Koordination, die personelle und zeitliche Ressourcen binden.
  6. Zusätzliche Aufgaben aus demographischen Änderungen der Studierendenzahlen und organisatorischen Anpassungen

    Umstellung auf berufsbegleitende Studiengänge: Die steigende Nachfrage nach berufsbegleitenden Studienformaten, insbesondere im technischen Bereich, erfordert eine Anpassung von Lehrplänen und Ressourcen.
    Integration von PiBS-Studierenden in den laufenden Studienbetriebe: Die praxisorientierten Bachelorstudiengänge (PiBS) stellen eine wichtige Massnahme zur Förderung von MINT-Fachkräften2 insbesondere für Frauen dar, bringen jedoch zusätzliche Herausforderungen bei der Etablierung, der Zusammenarbeit mit den Unternehmungen, den Lehrplänen und Organisation mit sich.
    Strukturelle Änderungen in Hochschulen: Die Trennung einzelner Hochschulen, wie beispielsweise die Aufspaltung der Hochschule für Technik, bringt erhöhte Kosten und organisatorische Komplexität mit sich. Um dem Fachkräftemangel der KMU’s3 und den Anforderungen der Digitalisierung/KI4 zu begegnen, müssen an den Hochschulen zusätzliche Ressourcen für die Anpassung bereit gestellt werden.

Fazit und Ausblick

Die Fachhochschulen stehen unter wachsendem Druck5, den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und dabei ihre Kernaufgaben – Lehre und Forschung – nicht aus den Augen zu verlieren. Eine stärkere Handlungsfreiheit und eine gezielte Priorisierung von Aufgaben könnten dazu beitragen, die langfristige Stabilität und Qualität der Fachhochschulen zu sichern.

  1. Die steigenden Kosten der Zürcher Hochschulen, Werner Inderbitzin Gründungsrektor der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften und Akkreditierungsratmitglied, NZZ, 27. November 2024 ↩︎
  2. Den MINT Berufen fehlen die Frauen, Solothurner Zeit, 14. September 2024 ↩︎
  3. Die Schweiz investiert zu wenig in die Bildung, KMU_today, 29. Oktober 2024 ↩︎
  4. Zwei Drittel der Menschen müssen neue Fertigkeiten erlernen, Yvonne Bettkober, ehemalige Managerin bei Microsoft Schweiz und Amazon Web Services, Online-Ausgabe Radio/TV, 4. Juni 2024 ↩︎
  5. In Forschung und Bildung investieren, NZZ, 11. November 2024 ↩︎

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